Topic: On how make your own Dark Ambient Music

Source: https://animaexanimata.de


Dark Ambient DIY

This is a text about how to make your own dark ambient music. At the moment, it is only a fragment and currently only available in German (my native language). I will work on this guide from time to time... it is going to be very huge.


Zuletzt aktualisiert am 30. Oktober 2025

Inhaltsverzeichnis


Einleitung

Ich habe nur wenig Geld zur Verfügung. Als ich anfing, Dark Ambient machen zu wollen, sah ich all die vielen Geräte auf Bühnen, all die analoge Technik, die einen wirklich tollen Sound macht. Nur konnte ich sie mir nicht leisten. Dann fand ich heraus, dass es auch ohne Geld geht, bzw. mit den Sachen, die ich schon habe. Ich fing an, kostenlose Software zu verwenden und kostenlose virtuelle Instrumente. Meine begrenzten Möglichkeiten setzten eine neue Kreativität frei: Ich begann zu experimentieren. Meine Erfahrung möchte ich mit dir teilen; damit wirklich alle Dark Ambient machen können, wenn sie mögen. Die Qualität im Schaffen wird mit der Zeit kommen. „Fake it, till you make it“.


Grundlagen

„READ THE FUCKING MANUAL!“

Ein Mann hält einen Brief

Die allerwichtigste Regel lautet: „Lies die verdammte Anleitung!“

Du kannst erst das volle Potential der Tipps ausschöpfen, wenn du dich ausführlich mit den Bedienungsanleitungen der einzelnen Softwares auseinander gesetzt hast. Aber natürlich kannst du es am Anfang auch selbst versuchen und auf eigene Faust schauen, wie weit du kommst.

Die Tipps, die ich dir gebe, sind mein Weg. Es ist vielleicht nicht der beste, der schnellste oder der einfachste Weg; aber es ist so, wie ich es mache und wie ich es dir beibringen kann. Schau, was du davon machen möchtest; vielleicht findest du unterwegs ja auch deine ganz eigene Herangehensweise. Alle meine Tipps beziehen sich auf Windows; viele der genannten Sachen sind aber auch auf Linux oder MacOS verfügbar.

Ok, zu allererst brauchst du einen Computer oder einen Laptop. Mit dem Handy kommst du hier nicht weit. Du brauchst eine Digital Audio Workstation (DAW) und ein paar virtuelle Instrumente, Virtual Studio Technology, kurz VST, genannt.

Lass uns direkt mit Ardour beginnen. Ardour ist eine Digital Audio Workstation und ist Opensource. Besuche die Webseite

und lade dir die Software herunter. Die Software ist gratis; du müsstest sie dir allerdings selbst kompilieren. Wenn du, wie ich, nicht fit bist im kompilieren, musst du dort eine für dein Betriebssystem vorgefertigte Version herunterladen. Das kostet eine Spende. Du wirst nach einer Spende gefragt; Minimal lassen sich 1 $ eintragen.

Zum Erlernen von Ardour hier ein paar Ressourcen:

Eine Lernplattform für Ardour

Die Anleitung für Ardour

Video: „Ardour MIDI Masterclass“

Alle weiteren Tipps nützen dir erst, wenn du dich in Ardour eingearbeitet hast. Du musst wissen:

Bereit? Dann geht es jetzt richtig los.


Dark Ambient 101

Auf thisisdarkness.com gibt es ein wirklich geniales Interview mit mehreren Dark Ambient Künstler:innen. Dort erfährst du eine Menge über die Arbeitsweisen, Herangehensweisen, Experimente und wirst definitiv angeregt und inspiriert werden.


Klang im Raum – Das Panoramabild des Sounds

Das folgende Bild – inspiriert von „Panoramic Landscape with Tobias and the Angel“ (um 1620) – zeigt eine weite, atmende Landschaft.
Wenn man diese Metapher auf Dark Ambient überträgt, wird klar: Auch ein Klangfeld kann wie eine Landschaft gestaltet werden – mit Tiefen, Ebenen, Perspektiven und Bewegung.
Die wellenförmigen Symbole im Bild stehen hier für Klänge, Drones und Texturen, die sich über den Raum verteilen.

Klangfeld

Der Raum als Leinwand

Ein Dark-Ambient-Stück ist wie eine gemalte Landschaft:
Vorne sind Details, Texturen und Bewegung – hinten verschwimmen die Formen in Nebel und Tiefe.
Ebenso kannst du Klang im Raum positionieren, um Tiefe, Richtung und Atmosphäre zu gestalten.

Wichtig: Der Raum im Mix entsteht nicht nur durch Lautstärke, sondern durch Frequenz, Hall, Panorama und Dynamik.
So kannst du dein eigenes Klangpanorama gestalten:

1. Vordergrund – Nah, detailreich, körperlich

Im Vordergrund platzierst du Klänge, die spürbar und texturiert sind – z. B.:

→ Diese Klänge sind wie die Felsen und Wege im Vordergrund des Gemäldes: greifbar, dominant, aber nicht alles erklärend.

Tipp:
Nutze Mono- oder leicht zentrierte Signale mit kurzem Reverb (z. B. Plate oder Early Reflections), um Nähe zu erzeugen.

2. Mittelgrund – Bewegung und Schichtung

Hier entsteht der eigentliche Körper deines Stücks:
Flächen, Pads, schwebende Texturen – sie verbinden Vorder- und Hintergrund.

Beispiele:

→ Das ist der Bereich, in dem die Landschaft „atmet“.

3. Hintergrund – Tiefe, Nebel, Unendlichkeit

Ganz hinten im Klangbild liegt die Distanz – das, was man mehr fühlt als hört.
Dafür eignen sich:

→ Diese Schicht sorgt dafür, dass der Klang nie „endet“.
Sie verleiht dem Stück Tiefe und Ruhe.

4. Bewegung und Fluss

Ein Landschaftsbild ist nicht statisch – Wolken ziehen, Licht verändert sich, Wasser fließt.
Genauso sollte dein Klangfeld leben:

Das erzeugt das Gefühl, dass der Klang atmet – dass der Raum lebt und sich langsam verändert, wie in einer realen Landschaft.

5. Räumliche Balance im Mix

Ein Trick, um Balance zu halten:
Stell dir dein Stück visuell vor – so wie dieses Gemälde.
Frage dich:

Wenn du beim Hören ein Gefühl von „Tiefe“ bekommst – als würdest du in den Klang hineinschauen – hast du dein Klangfeld richtig komponiert.

Fazit

Dark Ambient lebt von Raumkomposition.
Indem du Klänge bewusst positionierst – nah, fern, beweglich, still – erschaffst du ein Panorama, das nicht nur gehört, sondern erlebt wird.
Das Ziel ist kein realistischer Raum, sondern ein atmosphärischer Ort, der sich wie eine Traumlandschaft anfühlt – weit, schwebend und voller Details.

Tipp:
Hör dir dein Stück mit geschlossenen Augen an und stell dir vor, wo du dich in der Landschaft befindest.
Wenn du siehst, wie der Sound sich bewegt – bist du angekommen.


PaulXStretch – Zeit wird Klang

Screenshot des Programms PaulXStretch

Wenn man Dark Ambient Musik macht, stößt man früher oder später auf PaulXStretch – ein Werkzeug, das aus jeder noch so kurzen Klangquelle einen endlosen, schwebenden Soundteppich zaubern kann. Ursprünglich basiert es auf dem legendären PaulStretch-Algorithmus, den Paul Nasca entwickelt hat. Die Software wurde später als moderne, offene Version von Xenakios und Naomi Norbez neu umgesetzt – mit besserem Interface, mehr Kontrolle und in Plugin-Form.

Technisch betrachtet nutzt PaulXStretch eine extreme Form der zeitlichen Dehnung (Time Stretching), die sich stark von klassischen Methoden unterscheidet. Während normale Time-Stretcher versuchen, ein Signal möglichst natürlich zu verlängern, arbeitet PaulXStretch spektral: Das Audiosignal wird in winzige Frequenzbestandteile zerlegt (per Fourier-Transformation), und diese werden über die Zeit so stark gedehnt, dass die ursprüngliche Rhythmik völlig verschwindet. Übrig bleibt die Klangfarbe – ein sich langsam veränderndes, fast gefrorenes Klangbild.

Die Magie liegt darin, dass man aus einer Sekunde Musik plötzlich Minuten oder Stunden Ambient-Fläche machen kann, ohne dass es einfach nur „langsam“ klingt. Stattdessen entstehen neue Texturen, Resonanzen und Interferenzen – oft mit fast choralen oder organischen Qualitäten. Das Ergebnis erinnert an Field Recordings aus einer anderen Dimension.

Mit PaulXStretch kannst du zum Beispiel:

Gerade im Dark Ambient ist das ein mächtiges Werkzeug: Es erlaubt dir, Tiefe, Zeit und Raum förmlich zu dehnen – und aus Alltäglichem etwas Unwirkliches zu formen.

Beispiel: Vom Alltagsgeräusch zum Dark-Ambient-Drone

Im folgenden Beispiel siehst du, wie ein ganz gewöhnliches Geräusch – eine Stahlfeder-Wippe auf dem Marktplatz – zu einem dichten, sphärischen Drone verarbeitet werden kann.

Beispiel 1: Originalaufnahme

Beispiel 2: Mit PaulXStretch bearbeitet

Beispiel 3: Hall hinzugefügt mit Valhalla Supermassive (behandeln wir später im Text)

So benutzt du PaulXStretch

PaulXStretch ist als Standalone-App oder als Plugin (VST/AU) verfügbar. Für erste Experimente reicht die Standalone-Version völlig aus.

1. Aufnahme laden

Zieh dein Audiofile einfach in das Fenster. Kurze, perkussive oder tonale Sounds funktionieren besonders gut.

2. Stretch-Faktor einstellen

Der zentrale Regler „Stretch Amount“ bestimmt, wie stark dein Signal gedehnt wird.

3. Fenstergröße & Harmonische

Unter Processing → Window Size kannst du die Größe der spektralen Analysefenster einstellen.

4. Modulation & Filter

Mit der Timbre– und Frequency Shift-Sektion kannst du subtile Modulationen hinzufügen, die das Material lebendiger machen. Kleine Bewegungen wirken oft natürlicher als extreme Werte.

5. Exportieren

Wenn du zufrieden bist, kannst du das Ergebnis direkt als WAV exportieren. Danach lässt es sich wunderbar weiterverarbeiten – etwa mit Hall, Reverb oder granularen Effekten.

Fazit

PaulXStretch ist kein gewöhnlicher Time-Stretcher, sondern ein Klangvergrößerungsglas: Es zeigt, was im Inneren eines Sounds steckt, wenn man ihm Zeit gibt, sich zu entfalten. Für Dark Ambient ist das Gold wert – weil du damit aus jedem Geräusch, jeder Stimme und jedem zufälligen Field Recording eine ganze Klanglandschaft erschaffen kannst.


Valhalla Supermassive – Räume ohne Grenzen

Screenshot von Valhalla Supermassive

Wenn PaulXStretch der Schlüssel zur Zeit ist, dann ist Valhalla Supermassive das Tor zum Raum.
Dieses kostenlose Plugin von Valhalla DSP ist ein Reverb- und Delay-Hybrid, der eigentlich dafür gedacht war, große, sphärische Räume zu simulieren – aber in der Ambient-Szene längst Kultstatus hat. Denn es kann weit mehr als nur Hall erzeugen: Es kann Klänge in unendliche, pulsierende Nebel auflösen.

Supermassive basiert auf einem Netzwerk aus Feedback-Delays und modulierenden Reverbs, die so miteinander verschaltet sind, dass sich jedes Signal in sich selbst spiegelt. Das Ergebnis sind lange, fließende Nachhallräume mit unvorhersehbarer Tiefe und Bewegung.
Je nach Einstellung kann es klingen wie ein sanft atmender Hall, ein schimmerndes Delay oder ein kosmisches Schwarzes Loch aus Klang.


Wie Valhalla Supermassive arbeitet

Während klassische Reverbs mit Faltung oder Algorithmik arbeiten, nutzt Supermassive ein Feedback Delay Network (FDN) mit extrem langen Delayzeiten und Feedback-Schleifen.
Jeder einzelne „Echo-Knoten“ kann moduliert werden – das sorgt für die typischen, sich ständig verändernden, schwebenden Texturen.

Dazu kommen verschiedene Modes (wie Gemini, Andromeda, Cygnus …), die jeweils unterschiedliche Raumstrukturen und Feedback-Charakteristiken besitzen. Jeder Mode klingt anders: mal himmlisch weich, mal pulsierend und granular.


Anwendung in Dark Ambient

Valhalla Supermassive ist ein natürlicher Partner für PaulXStretch.
Während PaulXStretch die Zeit dehnt, formt Supermassive den Raum darum herum. Gemeinsam erzeugen sie Klanglandschaften, die wirken, als würden sie irgendwo zwischen Traum, Halluzination und interstellarer Leere schweben.

Ein typischer Workflow könnte so aussehen:

  1. PaulXStretch-Drone erzeugen
    Eine gedehnte Aufnahme oder Textur mit viel harmonischem Inhalt.
  2. Supermassive einsetzen
    Plugin auf den Sound legen und z. B. den Andromeda- oder Gemini-Mode wählen.
  3. Feedback hoch (80–95 %)
    So entsteht eine quasi endlose, fließende Fläche.
  4. Modulation Depth leicht erhöhen
    Für subtile Bewegung und „Atmen“ im Raum.
  5. Low Cut aktivieren
    Entfernt übermäßige Tiefen und schafft Platz für andere Layer.

Mit diesen Einstellungen entstehen Drone-Sphären, die im Hintergrund schweben, langsam wabern und nie exakt gleich bleiben – das ist genau das, was Dark Ambient so lebendig und mystisch macht.


Beispiel: Valhalla Supermassive

Ausgangsbasis:

Mit Valhalla Supermassive:

Man hört sofort, wie der Hall den Sound in eine völlig andere Dimension katapultiert – hin zu einem tiefen, schwebenden Raumfeld. Die Rückkopplungsechos verbinden sich, bis kein Anfang und kein Ende mehr zu erkennen ist.


Empfohlene Presets & Startwerte für Dark Ambient

Supermassive bringt eine ganze Reihe großartiger Presets mit, die sich wunderbar als Ausgangspunkt eignen. Hier ein paar bewährte Kombinationen und Tipps:

1. Andromeda – Endless Drift

2. Gemini – Celestial Bloom

3. Cygnus – Deep Space Pulse

4. Lyra – Frozen Choir

Tipp:
Kombiniere mehrere Instanzen von Supermassive mit unterschiedlichen Modes, um komplexe, mehrschichtige Räume zu bauen.
Eine Instanz kann für Weite sorgen, die andere für Bewegung oder rhythmische Echos.

Weitere Hörbeispiele

Für eines meiner bisher noch unveröffentlichten Lieder arbeite ich gerade an einer sehr netten Drone für den Hintergrund. Hier ist mein Experiment, auf 1 Minute beschnitten.

Ausgangsbasis:

Audio verlangsamt:

Drone durch 2x Valhalla Supermassive:

(außerdem habe ich die Höhen mit TDR Nova gedämpft; mehr dazu bald mehr hier im Text).

Valhalla Supermassive, Effekt 1

Screenshot von Valhalla Supermassive

Valhalla Supermassive, Effekt 2

Screenshot von Valhalla Supermassive

(Effekt 2 ist nach Effekt 1 geschaltet)

Fazit

Valhalla Supermassive ist kein gewöhnlicher Reverb – es ist ein Werkzeug für kosmische Tiefe.
Sein Name ist Programm: unendliche Räume, sanfte Bewegung, und die Fähigkeit, selbst kleinste Klangfragmente in majestätische, galaktische Soundscapes zu verwandeln.
In Kombination mit PaulXStretch öffnet es die Tür zu einer ganz eigenen Klangwelt – perfekt für Dark Ambient, Drone, Cinematic Sound Design oder schlicht das Erforschen des Unendlichen.


Und an dieser Stelle geht es bald weiter mit BYOD und TDR Nova. Stay tuned.